Bienvenue à Paris sur le CIGRE-Session 2022

LTB auf der wichtigsten Branchentagung Europas

Wir als LTB Leitungsbau GmbH sind, vertreten durch einige unserer Mitarbeitenden, in Gremien der Normung und wissenschaftlichen Verbänden und Vereinen tätig, um aktuelles Wissen und die Praxiserfahrung einzubringen. Neue Erkenntnisse für zukünftige Marktentwicklungen werden in Zusammenarbeit mit Projektpartnern angegangen.

Beim System ASTROSE und dessen Entwicklungsprozess tun wir dies u.a. mit dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM – und das gemeinschaftlich seit 2014.

In diesem Jahr fand die CIGRE-Session 2022 in Präsenz statt. LTB wurde durch Herrn Wolfgang Fröb, Mitarbeiter des Engineerings in der Region Ost, vertreten. Wir haben Herrn Fröb Fragen rund um die Teilnahme an der CIGRE gestellt.

Es folgt das Interview in voller Länge:

  1. Was ist die CIGRE und warum eigentlich Paris?

Bei der CIGRE handelt es sich um eine weltweite technisch wissenschaftliche Vereinigung von Fachleuten für die Übertragung, Versorgung mit elektrischer Energie. CIGRE ist dabei eine Abkürzung für „Conseil International des Grands Réseaux Électriques“, was man aus dem Französischen in etwa mit „Internationaler Rat für große elektrische Netze“ übersetzen kann. Das „International“ kann man dabei wörtlich nehmen - die mehr als 17.500 Mitglieder vertreten dabei insgesamt 90 Länder. Die französische Prägung, die sich unter anderem in einem zweisprachigen Mitgliederzeitschrift zeigte, die alle zwei Monate erschien, verschwindet langsam zu Gunsten des Englischen. Aber in einer mittlerweile über hundertjährige Tradition kann man nur bestehen, wenn man sich auch den Zeiten anpasst. Das Treffen der Mitglieder fand erstmalig 1921 statt. Die Fachtagungen, als Session bezeichnet, finden alle 2 Jahre statt. Die Tagung zum 100-jährigen Bestehen konnte nur virtuell durchgeführt werden, so dass die diesjährige CIGRE-Session die wahre Jubiläumstagung war. Das war dann auch der Beginn aller Vorträge, „[…] es ist so schön, dass sich alle persönlich treffen und hier zusammen fachsimpeln und reden können. Schön wieder in diesem großartigen Raum zu sein. [...]“ Dem kann man sich nur anschließen, denn das Grand Amphitheater mit über 3700 Sitzplätzen ist schon beeindruckend, wenn man es das erst Mal betritt und es dann auch, wie zur Opening Ceremony, gut gefüllt ist.

  1. Was hat die LTB auf der CIGRE-Session 2022 in Paris vorgestellt?

Neben der 5-tägigen Fachtagung mit Workshops und Vorträgen, findet eine Messe - fast 300 Aussteller 2022 - statt. Die aktiven Arbeitsgruppen der CIGRE treffen sich eine Woche eher für die Bearbeitung aktueller Fragestellungen. Auf der begleitenden Messe ging es im Bereich Freileitung, wie bei einer Vielzahl anderer Anbieter zu Produkten im Feld der Übertragung elektrischer Energie, vorwiegend um das Thema Daten und Überwachung von Betriebsmitteln. Bewährte Technologien spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie neue technologische Entwicklungen. In diesem Zusammenhang hat die Firma LTB Leitungsbau GmbH zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM die ASTROSE Technologie für das Monitoring mit seinen Möglichkeiten und Alleinstellungsmerkmalen vorzustellen. Alle weiteren relevanten Systeme zum Leitungsmonitoring am Markt waren ebenfalls vertreten, so dass die Aktualität des Themas bestätigt wurde. Starke Nachfrage bestand etwa gleichberechtigt zur Eislastreduktion und zur Erhöhung der Übertragungsleistung auf Leitungen. Unser Messestand lag günstig, denn jeder Besucher der Poster-Sessions kam daran entlang. Die Poster-Sessions waren zu den einzelnen Themenbereichen auf die einzelnen Tage verteilt. Es gab 800 Veröffentlichungen, davon 65 für Freileitungen, die etwa einen Umfang von 3 Seiten haben. Früher, auch heute noch in anderen Fachgebieten, werden die eingereichten Beiträge als Poster zusammengefasst, hier jedoch digital mit Touchscreen vorgestellt. Dabei standen die Autoren zur Diskussion zur Verfügung, so dass man direkt unterschiedliche Punkte besprechen konnte. Auch hier wieder, wie die ganze Woche galt: „Wähle klug aus und beschränke Dich!“. Es ist mir fast gelungen.

Neben der Betreuung am Stand, die die Kollegen vom IZM hervorragend mit zwei Kollegen bewerkstelligten, hatte ich Gelegenheit auch die Fachtagung zu besuchen. Ich habe an etlichen Tutorials zur Vorstellung neuer Berichte (Technical Brochures) und einem Workshop teilgenommen. Bei der Menge an Menschen – immerhin mehr als 3700 Teilnehmende allein der Fachtagung - Themen, Produkten rund um „ENERGIE“ bekommt man einen Einblick in komplexe Aspekte, die man so nicht täglich im Fokus hat.

Die Bandbreite der Aktionen ist groß, sei es die Diskussion der Fachleute zu den eingereichten Veröffentlichungen im Group Diskussion Meeting, das von 8:45 Uhr bis 18:00 Uhr dauerte und kluge Aspekte im Austausch und den Rückmeldungen ergab, der Diskussion von Einkopplungen in Leitungen bei AC/DC-Hybridgestängen, der Temperaturbelastbarkeit von Verbundkernen für Hochtemperaturleiter bis zur Vorstellung von Alugestängen und zur Untersuchung von Gegenmaßnahmen gegen langwellige Leiterausschwingungen sog. „Seiltanzen“.

  1. Wie wurden die Möglichkeiten der ASTROSE Technologie für das Monitoring von Freileitungen auf der CIGRÈ in Paris von Ausstellern, Besuchern und Netzbetreibern aufgenommen?

Wie bereits angedeutet trifft das Thema Monitoring in der gesamten Branche den Nerv und so kamen über 100 Fachbesucher, die sich zu den technischen Möglichkeiten informierten. Dabei ging um den Datentransfer, der Einbindung in die Systeme der Netzbetreiber und die Auswertung und Darstellung der Daten. Dafür war die IZM ein hervorragender Ansprechpartner, um die die Vielseitigkeit der Möglichkeiten hier fachkundig zu erläutern. Natürlich wurde auch die Abgrenzung zu den anderen Anbietern angefragt und hier zeigen sich ganz erheblich Unterschiede in den Ansätzen und Philosophien. Sind die Übertragungstechnologien des ASTROSE-Systems auf Energieeffizienz getrimmt und kommen so mit einem kapazitiven Harvesting aus, sind andere System von Stromflüssen von mindestens 80 Ampere im Leiter abhängig. Auch die Massen unterscheiden sich z.T. erheblich. Hier gibt es kleine Sensorknotengehäuse mit rund 1,7 kg bis zu „Schwergewichten“ mit 32 kg, die dann allerdings auch neben einer vollständigen Klima Sensorik schwenkbare Kameras enthalten. All das hilft, eigene Anforderungen zu hinterfragen, Ideen zielführend zu übersetzen und Vor- Nachteile für bestehende Ansätze zu beleuchten. Fazit: wenn sich ein Netzbetreiber für ein anderes System entscheiden sollte, kann man Vor- und Nachteile besser einschätzen und daraufhin beraten.

  1. Wie kann die ASTROSE Technologie in Zukunft das Monitoring bei Freileitungen revolutionieren?

ASTROSE® ist ein erprobtes Monitoringsystem für Hoch- und Höchstspannungen, das über den gesamten Nennspannungsbereich von „höherer“ Mittelspannung mit 65kV bis in die Höchstspannungsebene von 420 kV zuverlässig und geprüft betrieben werden kann. Durch die zuverlässige Erfassung von Messdaten kann das Leitungspotential optimiert, Störungen schneller geortet und Wartungen effizienter durchgeführt werden. Dabei schaffen mehrere Alleinstellungsmerkmale von ASTROSE® immense ökonomische Vorteile.

ASTROSE® überwacht die Stromtrassen unmittelbar am Leiterseil mit einem integrativen Messwert. Dafür werden die energieautarken ASTROSE®-Funksensorknoten in den Spannfeldern direkt auf dem Leiterseil installiert, um so lokal die verschiedenen Messwerte zu ermitteln. Das System ist hocheffizient und hat folgende Einsatzgebiete:

  • Eislastdetektion
  • Erhöhung der Transportkapazität (Ampacity) von Freileitungstrassen
  • Gefahrendetektion (Seilrisse)
  • Ermittlung von Erdschlüssen
  • Diebstahlschutz von Armaturen

Das System ist dabei energiesparend, erfordert keinen minimalen Stromfluss und ist darüber hinaus in der Lage sich nach längerer Ausschaltung selbständig wieder zu starten. Die Vielzahl an gewonnenen Messwerten kann eine hohe Sicherheit hinsichtlich der ermittelten und übergebenen Werte erzielen. Die geringe Masse erlaubt den Einsatz auf einer großen Bandbreite an Leitern, ohne die Rückkopplung in das System mechanisch zu stark zu verzerren.

  1. Was nimmt man noch aus Paris mit?

Neben der Überfülle an Informationen, Produkten und Gesprächen sowie dem permanenten Wechsel zwischen drei Sprachen, ist man schlicht in Paris. Man nutzt also die langen Mittagspausen, um schnell mal mit der Metro zum Montmartre zu fahren. Dort aus der Metro Station, deren Gestaltung noch die historische ist, ans Licht zu steigen, von Geigenmusik empfangen zu werden und dann durch dieses Künstlerviertel auf die Spitze zur großen klassizistischen Kathedrale Sacré Coeur aufzusteigen, um einen großartigen Blick auf viele Touristen auf der vorgelagerten Treppe und natürlich über ganz Paris zu haben. Einen Ausflug auf den Eiffelturm zu unternehmen, unvermeidlich. Platte Füße, nachdem man nur noch kurz zum Arc de Triumph und zum Grand Palais gegangen ist und dann doch noch mehr als 10 km durch die Stadt gelaufen war.

Sehr überraschend war auch der Empfang für die Fachteilnehmer im „Les Pavillons de Bercy“ – Musèe des Arts Forains (Museum für Kunst der Schausteller), mit Attraktionen aus der Zeit Ende des vorletzten bzw. Beginn des letzten Jahrhunderts vom historischen Karussell über Rennautomaten mit Gondeln, Gesang von Drehorgelleuten, Büchsenwerfen bis zum Raketenschuss mit Schwung, war alles dabei. Da wurde Jeder in märchenhafte Spielewelten versetzt und zum Mitspielen animiert – das war eine überraschend besondere angenehme Abwechslung zum tagsüber gepflegten wissenschaftlichen und technischen Fachgespräch.

  1. Wie bewerten Sie die CIGRÈ in Paris für die weitere Entwicklung der ASTROSE Technologie und Zukunft der Energieentwicklung?

Der eigene Messestand und die Messebeteiligung auf der CIGRÉ-Session selbst ermöglichen einen fachspezifischen Überblick des Marktes im Bereich Freileitungsmonitoring. Der eigene Stand ermöglicht den intensiven Kontaktaustausch und wertvolle Rückschlüsse für die weitere Entwicklung. Die Teilnahme befördert den Imageaufbau der Marke LTB. Hierzu ist die Angebotspalette bezüglich innovativer Ideen zu nutzen und auch zukünftig der gemeinsame Auftritt mit Projektpartnern eine vielversprechende Möglichkeit.

 

  1. Welche Fazits ziehen Sie aus Ihrer Teilnahme an der CIGRÈ?

Wachsende Anforderungen an die Notwendigkeit der Überwachung von Leitungen, die unter die Klassifikation des WAFB (Witterungsabhängiger Freileitungsbetrieb) fallen stellen neue Anforderungen an die Netzbetreiber und deren Dienstleister sowie Lieferanten.

Hier gibt es gewisse Unsicherheiten in der Branche, welche Lösung jeweils technisch und okönomisch am sinnvollsten ist. Gerade für die Überwachung von Freileitungen bietet IZM und LTB optimal angepasste Lösungen, die sich auch unter schwierigen klimatischen und mechanischen Bedingungen bewährt haben. Es werden zukünftig mehr Daten vom Netz benötigt. Man kommt weg vom sog. „Blindflug“ und kann mit der sich entwickelnden Datenhistorie nicht nur aktuelle Werte erfragen, sondern den aktuellen Zustand besser einschätzen.

Die Möglichkeiten der Datenerfassung, Übertragung und Auswertung mit dem System ASTROSE sind noch nicht ausgeschöpft. Mit neuen Ideen und weiteren Optionen werden wir sicher in 2 Jahren wieder auf der CIGRÉ Session 2024 vorstellig werden und sagen bis dahin: „Au revoir Paris!“

Weitere Informationen zu ASTROSE mit aktuellen Projekten gibt es auf www.astrose.de

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